ESSSTÖRUNGEN - HINTER JEDER SUCHT STECKT EIN TIEFES TRAUMA
In der Welt, in der wir leben erfahren wir uns selbst und die Umgebung durch Kontraste. Was hat das mit Essstörungen zutun? Damit wir wirklich verstehen und fühlen was wir brauchen und wollen, müssen wir erstmal das Gegenstück davon erleben. So verhält es sich auch oft im Leben. Wir erfahren ein bestimmtes Leiden, das Gegenteil von dem was wir Glück nennen würden und sind dadurch gezwungen neue Wege zu gehen.
Wie bei vielen anderen, war auch mein eigener Lebensweg so aufgebaut. Bevor ich zu mir selbst gefunden habe, bin ich durch eine innere Hölle gegangen. Unter anderem, hatte ich jahrelang Essstörungen (siehe Blogbeitrag) und war emotional überfordert. Im Nachhinein kann ich deutlich sehen, dass genau dieser Weg mir ermöglicht hat, dort zu stehen wo ich jetzt bin. Durch die Tatsache, dass ich selber das Leiden von Sucht erfahren habe, kann ich jetzt meinem tiefen Wunsch, anderen zu helfen am besten nachgehen. Die Techniken die in meiner Arbeit zusammenfließen haben auch mir geholfen. Aus diesem Grund, liegt ein starker Fokus meiner Arbeit darauf Hilfestellung spezifisch für Menschen die an Essstörungen oder anderen Süchten leiden anzubieten.
Heutzutage wird Sucht oft als eine genetisch bedingte, chronische Krankheit dargestellt. Es herrscht das Verständnis, dass der Konsument machtlos der Droge gegenüber sei. Daher besteht ein Großteil der konventionellen Heilung darin, eine Distanz (Entzug) zu der Droge und dem sozialen Wirkungskreis zu schaffen. Diese Vorgehensweise mit dem Fokus auf der körperlichen Abhängigkeit führt oft zu Rückfällen, weil dem ursprünglichen, emotionalen Grund nicht ausreichend nachgegangen wird.
Bei jeder Form der Sucht handelt es sich um einen Bewältigungsmechanismus mit dem Ziel Leiden zu vermeiden. Die Droge ist dabei nebensächlich und kann von Arbeiten, Sport, Essen, Alkohol bis hin zu „harten“ Drogen wie Heroin reichen. Es geht nicht um die Droge, sondern viel mehr um den gesamten emotionalen Prozess. Dieser beginnt bereits vor der Einnahme und endet nicht selten mit einem starken Schamgefühl. Dieser Prozess bringt die Konsumenten aus dem jetzigen Augenblick raus und in einen Schmerzkreislauf rein, von dem sie nicht wissen wie sie ihn wieder verlassen können.
Hinter jeder Sucht steckt ein tiefes Trauma. Dabei muss es kein physisches Trauma sein. Allein unserer Sozialisierungsprozess und bestimmte Erziehungsmaßnahmen die in der Kindheit erfahren werden, können traumatisch wirken und zu starken emotionalen Ungleichgewichte und gestörten Gehirnfunktionen führen.
Um von einer Sucht zu heilen, müssen wir die Traumata heilen die dahinter stecken. Tiefe und ganzheitliche Heilung ist immer möglich, unabhängig von unseren Genen und familiären Prädispositionen. Die Expression unserer Gene kann durch unsere Erfahrung epigenetisch verändert werden und ist nicht „in Stein gemeißelt“. Der Leidende muss lernen sich sicher in seinem eigenen Körper zu fühlen und Emotionen zu verarbeiten. Neue Wege im Gehirn müssen aufgebaut werden in dem das Verweilen im jetzigen Moment genutzt wird. Ein „Sich kennenlernen“ gehört unabdingbar zum Heilungsprozess dazu. Es gilt die unterdrückten Anteile in uns zu erkennen, anzuerkennen und zu integrieren. Hierfür ist die Arbeit mit dem so genannten „inneren Kind“ sehr hilfreich.
Essstörungen sind eine sehr spezifische Art von Sucht und ein perfektes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn man eine Rolle nach außen spielt und Anteile in sich unterdrückt. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich bei einer Essstörung in der Tiefe nicht um die Nahrungsaufnahme geht. Das ist nur das Ventil, das Nebenprodukt. Es macht mich traurig zu sehen, wie in der konventionellen Therapie mit dem Thema umgegangen wird. Es besteht ein riesen Mangel an Verständnis bei den betroffenen Personen, deren Familien und leider auch bei vielen der so genannten „Spezialisten“. Ich habe es mir als Ziel gesetzt mehr Licht in diesem Bereich zu bringen und den Betroffenen und deren Angehörigen das Leben zu erleichtern.